In Zeiten von Bio-Produkten und Tiefkühlkost könnte man meinen, dass Konservendosen ein Auslaufmodell sind – weit gefehlt. Die Blechbüchsen sind gefragter denn je. Untrennbar mit den Dosen verbunden ist deren Innen- und Außenbeschichtung mit Lacken.
Die Geschichte der Konservendose beginnt bereits zu Zeiten Napoleons. Im ausgehenden 18. Jahrhundert suchte der Feldherr nach einer Möglichkeit, die Lebensmittel für seine Soldaten länger haltbar zu machen und setzte eine hohe Belohnung für denjenigen aus, der eine brauchbare Lösung präsentiert. Der Franzose Nicholas Appert fand schließlich einen Weg: Er füllte Glasflaschen mit verschiedenen Lebensmitteln, versiegelte die Flaschen und erhitzte sie – das Prinzip der Hitzesterilisation war geboren. Das Verfahren funktionierte und Napoleon belohnte Appert mit der damals unvorstellbaren Summe von 12.000 Franc.
Glasflaschen hatten jedoch einen entscheidenden Nachteil: Sie zerbrachen recht schnell, vor allem wenn die Soldaten sie über unwegsames Gelände transportierten. Der Brite Peter Durand verwendete deshalb Dosen aus Blech und ließ sie patentieren. Bryan Donkin und John Hall kauften das Patent und gründeten 1812 in London die erste Konservendosenfabrik.
Das Produktionsverfahren war vor 200 Jahren noch vergleichsweise aufwändig: Das Blech wurde mit Blei in Zylinderform gelötet. So entstanden etwa 60 Dosen pro Tag. Das Löten barg jedoch ein gravierendes Problem, denn nach dem Befüllen gelangte das Blei in die Lebensmittel und vergiftete viele Soldaten – zur damaligen Zeit die Hauptnutzer von Konservendosen.
Heute werden die Bleche aus großen Coils geschnitten, lackiert, verschweißt und mit dem Boden verbunden. Das Weißblech ist verzinnt, was unter anderem die Korrosion verhindert. Eine moderne Dosenfabrik fertigt heute 500 Stück in der Minute – das sind 720.000 pro Tag. Etwa seit der Zeit um den Ersten Weltkrieg herum werden Konservendosen beschichtet. Anfangs verwendete man Lacke auf Phenolbasis sowie Öllacke. Bei Dosen für Fleisch oder Fisch mischte man noch Aluminiumpulver hinzu; es verhinderte, dass die Sulfite, die den Speisen zur Haltbarmachung beigegeben wurden, die Lackierung angriffen.
Heutzutage kommen Lacke auf der Basis von Epoxy-Phenol und Polyester zum Einsatz. Bisher ist diese Form der Beschichtung alternativlos. In Japan haben Hersteller zwar mit Folien experimentiert, das Verfahren hat sich jedoch nicht durchsetzen können.
Im Laufe der Jahre sind die Dosen selbst immer leichter geworden; dünnere, mit Rillenprofilen versehene Bleche machen es möglich. Auch die Lackschicht ist hauchdünn. Gerade einmal acht bis zehn Gramm Lack pro Quadratmeter finden Verwendung, das sind pro Dose nur etwa 3 Gramm.
Gänzlich anders ist das Produktionsverfahren für Getränkedosen. Sie werden nicht wie Konservendosen aus Blechen geschnitten und zusammengeschweißt, sondern abgestreckt und tiefgezogen. Das erfordert auch für die Lackierung ein anderes Verfahren. Auf die Innenseite der Dosen wird der wasserbasierte Lack aufgesprüht, auf der Außenseite wird die Lackierung mit Walzen aufgebracht.
Die Geschwindigkeit, mit der Getränkedosen entstehen, ist enorm: Zwischen 1.600 und 2.000 Einheiten fertigt eine hochmoderne Anlage in der Minute. Europaweit existieren rund 80 Produktionslinien, die in diesem Tempo fertigen können. Dabei entspricht die Produktionsgeschwindigkeit dem Tempo, mit dem Getränkehersteller ihre Dosen abfüllen. Auch die benötigte Lackmenge kann sich sehen lassen: In Europa werden für die Produktion von mehr als 59 Milliarden Getränkedosen rund 35.000 Tonnen Spritzlack für die Innenseiten und etwa 20.000 Tonnen für die Außenlackierung jährlich verbraucht. In Deutschland werden etwa 1,4 Milliarden Dosen geleert.
Entgegen allen Erwartungen erfreuen sich Konserven- und Getränkedosen weiterhin großer Beliebtheit. Und das, obwohl Bio-Kost sprichwörtlich in aller Munde ist und auch Tiefkühlgerichte einen immer größeren Stellenwert bei unserer Ernährung einnehmen. Aber die Blechbehälter haben beispielsweise das Vorurteil längst widerlegt, dass frisch zubereitetes Gemüse mehr Vitamine und gesündere Inhaltsstoffe enthielte als konserviertes Gemüse.
Darüber hinaus sind Dosen extrem praktisch. Sie lassen sich gut stapeln, müssen bei der Vorratshaltung nicht gekühlt werden und sind äußerst robust. Und die Hersteller entwickeln die Dosen weiter. Dünnere Bleche erhöhen die Nachhaltigkeit, neue Verschlüsse erleichtern die Handhabung speziell für ältere Menschen. Von wegen altes Eisen – die Konservendose hat Zukunft.