• Eine haarige Angelegenheit - Der Beginn der Geschichte der Autolackierung

    Das erste Automobil, der Benz Patent-Motorwagen Nummer 1 aus dem Jahr 1886, war noch nicht im heutigen Sinne lackiert. Zum Schutz vor Korrosion wurde Schusterpech auf die Metallteile aufgetragen. Eigentlich wurde Schusterpech verwendet, um die Fäden zum Vernähen von Schuhen steifer und wasserfest zu machen. Es besteht aus einer Mischung von Kolophonium, Harzöl, Paraffin oder ähnlichem, der dann anorganische Stoffe wie Talk zugegeben werden.

    Als Ende des vorletzten Jahrhunderts die ersten Automobile hergestellt werden, ist Handarbeit gefragt. Sie werden stückweise von Hand lackiert – oder besser gesagt: mit dem Pinsel gestrichen. Denn die Spritzpistole - eine Erfindung aus Amerika – kommt erst in den 1920er Jahren zum Einsatz.

    Lackierung mit Kutschenlack

    Mit dem Aufkommen der ersten Automobilfabriken um 1900 werden bei den Fahrzeugen das Fahrgestell aus Eisenträgern, die Motorhaube aus Stahlblech und die Karosserie aus Holz gefertigt. Vor der Lackierung müssen die Oberflächen mühevoll geglättet werden, da die Blechteile von Hand oder mit einem mechanischen Hammer getrieben werden. Eine komplette Wagenlackierung dauert damals zwischen vier und acht Wochen. Mehrere Spachtelgänge und einige Zwischenanstriche mit langen Trocknungszeiten sind notwendig. Die Lacke werden als Kutschenlacke bezeichnet, weil sie sich von den bislang für Kutschen verwendeten Lacken nicht unterscheiden. Wählen kann man zwischen Öllacken auf Leinölbasis oder – wenn es etwas Besonderes sein soll - teuren Bernsteinlacken.

    Wenige Farben zur Auswahl

    Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Lackierungen längst nicht so beständig, wie wir das von den heutigen Fahrzeugen kennen. Infolge der Witterungseinflüsse verzieht sich das Holz der Karosserie, wodurch die Lackierung platzt. Sie ist auf Grund ihrer hohen Schichtdicke nicht sehr flexibel. Eine Reparaturlackierung ist damals so gut wie unmöglich, da der Farbton nicht exakt nachgestellt werden kann. Es gibt mit Blau, Schwarz, Grün, Beige und Rot ohnehin nur wenige Farben zur Auswahl, die zudem nur wenig Leuchtkraft besitzen, sondern eine dunkle, erdige Ausprägung des Farbtons zeigen.  Die Lackierer stellen damals ihre Farben noch selbst her. Da die Pigmente jedes Mal neu mit dem Bindemittel vermischt werden, bleibt der Farbton oft ein Zufallsprodukt. Also muss der Wagen abgebeizt und eine komplette Neulackierung aufgelegt werden, die wiederum ein paar Wochen dauert. Die Farben selbst sind Mineralfarben mit anorganischen Pigmenten, denen zum Korrosionsschutz Bleiweiß oder Bleimennige beigemischt werden.

    Die Fahrzeuge aus dieser Zeit, die heute in den Museen stehen, sind natürlich nicht mehr in der Originallackierung zu sehen. Sie entsprechen dem heutigen Stand der Technik und der lackiertechnischen Möglichkeiten.

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