Auf Deutschlands Straßen rollen rund 70 Millionen Fahrräder. Und der Trend, sich auf zwei Rädern durch Stadt und Landschaft zu bewegen, nimmt weiter zu. Ob Mountainbike, Hollandrad, Pedelec oder Rennrad: Das Fahrrad hat das Zeug zum Kultobjekt. Nicht zuletzt deshalb spielen für Radfahrer mittlerweile auch ästhetische Aspekte des Vehikels eine große Rolle.
Das gilt für die Bauweise ebenso wie für die Gestaltung der Bikes, der heute kaum noch Grenzen gesetzt sind. Mehrfarbige Designs und aufwändige, individuelle Gestaltungen – fast alles lässt sich realisieren. Es kommt ganz auf den individuellen Geschmack und die Fantasie der Besitzer an. Schließlich muss man sich als Radfahrer nicht mit den industriellen Vorgaben zufrieden geben, sondern kann entweder selbst oder mit Hilfe professioneller Lackierbetriebe sein ganz persönliches Bike kreieren (lassen).
Die Lackierung eines Fahrrads hat natürlich in erster Linie die Aufgabe – wie beim Auto auch – den Rahmen und die Bauteile vor Rost zu schützen. Dabei ist Feuchtigkeit nur eine von zahlreichen Belastungen, denen Fahrräder ausgesetzt sind. Das wissen vor allem Radfahrer, die sportlich unterwegs sind. Gerade bei Rennrädern und Mountainbikes wird das Material auf Schotterpisten und bei Geländefahrten erheblich beansprucht. Splitt, Geröll und Steinschlag beschädigen Rahmen und empfindliche Kontaktstellen. Kommt es gar zum Sturz, drohen Beulen und Kratzer am Rahmen.
In der Regel sind handelsübliche Fahrräder aus Aluminium oder Stahl elektrostatisch mit Pulverlacken beschichtet. Neben der industriellen Massenbeschichtung gibt es aber auch eine Reihe von Betrieben, die Kleinserien mit Pulverlacken beschichten. Dabei setzt sich die Lackierung von Stahlrahmen aus drei Schichten zusammen: Zuerst die Grundierung, die als zusätzlicher Korrosionsschutz dient. Dann folgt der farbtongebende Basislack. Darauf werden dann meist Designelemente und Schriftzüge in Form von Aufklebern aufgebracht, die zum Schluss mit einer Schicht Klarlack überzogen werden, der die Oberfläche versiegelt und dem Rahmen seinen Glanz gibt. Bei Alurahmen kann meist auf die Grundierung verzichtet werden. Eine andere Methode ist die Spritzlackierung mit Flüssiglacken. Sie hat zwar den gleichen Aufbau wie die Pulverlackierung, kommt aber meist bei Einzelstücken zum Einsatz. Denn sie ist aufwändig und erfordert einige Lackiererfahrung. Dafür lässt sich mit ihr jedes Design realisieren, bis hin zu ausgefeilten Airbrush-Arbeiten.
Beide Möglichkeiten haben ihre Vor- und Nachteile. Eine Spritzlackierung liefert die optisch ansprechendste Methode. Sie bietet den größten Gestaltungsspielraum bei Farbauswahl und individuellem Design. Pulverlacke wiederum haben den Vorteil, robuster zu sein. Die durch die Hitzebehandlung gleichmäßig entstandene, zähe Pulverschicht widersteht am besten Kratzern, Stürzen und Schlägen. Es hängt ganz davon an, worauf der Biker bei seinem Rad den größten Wert legt. Bei Profi-Rennrädern zum Beispiel ist das Gewicht von entscheidender Bedeutung - jedes Gramm an Rad (und Fahrer) zählt. Generell sind Spritzlackierungen heute mit etwa 50 bis 150 Gramm durchschnittlich etwas leichter als Pulverlackschichten, die zwischen 75 und 180 Gramm wiegen. Bei den Spezialanfertigungen für Profis, beispielsweise bei der Tour de France, wiegt die Lackierung nur noch 30 Gramm. Solche ultraleichten Lackierungen haben allerdings auch ihren Preis, denn sie können nur von erfahrenen Lackierprofis mit speziellen Lacken umgesetzt werden.
Mit einer individuellen Lackierung lässt sich jedes Fahrrad optisch auffrischen und der Rahmen dauerhaft vor Korrosion schützen. Wer vorhat, seinem Fahrrad selbst eine neue Lackierung zu verpassen, sollte sich allerdings im Klaren darüber sein, wie viel Aufwand und Geschick diese Aufgabe erfordert. Insbesondere die Vorarbeiten, die komplette Entfernung der alten Lackierung und ein fehlerfreies Lackieren ohne unschöne Läufer und Staubeinschlüsse sind eine Herausforderung. Da stellt sich schnell die Frage, ob man für ein optimales Ergebnis, das Schutz und Schönheit für das eigene Bike verspricht, die Arbeit nicht doch lieber einem Fachmann überlässt.