In unserem Alltag ist der Rostfraß beinahe unsichtbar geworden, doch die Korrosion wird auch im 21. Jahrhundert eines der großen, globalen Probleme bleiben. Betroffen von den zersetzenden chemischen Prozessen sind Stahlkonstruktionen wie Brücken oder Tragwerke, aber auch Industrieanlagen und Kraftwerke, Bahngleise, Rohrleitungen, Fahrzeuge und Maschinen. Die World Corrosion Organization (WCO) schätzte 2009 die wirtschaftlichen Schäden durch Korrosion auf weltweit 1,8 Billionen US-Dollar.
Korrosion lässt sich nicht vermeiden. Professioneller Korrosionsschutz, der systematisch überwacht und bei Bedarf zügig erneuert wird, kann jedoch der Zerstörung wertvoller Werkstoffe vorbeugen. Die Unternehmen der deutschen Lackindustrie leisten durch die Entwicklung zunehmend leistungsfähiger korrosionshemmender Beschichtungen schon seit langem einen zentralen Beitrag zum Werterhalt. Korrosion kommt Staat und Wirtschaft teuer zu stehen: Defekte Teile müssen repariert oder ersetzt werden, währenddessen liegen Anlagen und Infrastruktur lahm. Die jährlichen Kosten durch Korrosion belaufen sich in den Industriestaaten auf bis zu 4 Prozent des Bruttoinlandsproduktes, in Deutschland also auf bis zu 104 Milliarden Euro. Ohne ihre auf die jeweiligen Einsatzzwecke abgestimmten Beschichtungssysteme würden allein hierzulande jährlich Schäden durch Korrosion in Höhe von rund 100 Milliarden Euro entstehen.
Allein die Deutschen Bahn muss zwischen 2006 und 2016 bis zu fünfeinhalb Milliarden Euro investieren, weil bis dahin siebzig Prozent der Stahl- und Eisenbrücken das Ende ihrer rechnerischen Lebensdauer erreichen. Hinzu kommen ökologische Kosten: Schätzungsweise 16 Tonnen Stahl werden täglich durch Korrosion vernichtet und müssen mit hohem Energieaufwand neu produziert werden. Wertvolle Ressourcen wie Trinkwasser oder Öl versickern aus korrodierten Leitungen im Boden. Experten der WCO schätzen, dass sich die wirtschaftlichen und ökologischen Schäden durch konsequentes Korrosionsmanagement um 25 bis 30 Prozent jährlich reduzieren ließen, doch in der Praxis fehlen hierfür oft die Mittel. Daher setzen sich Fachorganisationen wie die WCO weltweit dafür ein, das Wissen über Korrosionsschutz auf allen Ebenen zu erweitern und international gültige Standards zu entwickeln.
Dabei muss der Korrosionsschutz gleichzeitig mit Rahmenbedingungen Schritt halten, die sich permanent verändern: Vor allem Brücken werden durch ein immer höheres Verkehrsaufkommen zusätzlich belastet, so dass die bei der Planung errechnete Belastungsgrenze wesentlich schneller erreicht und überschritten wird und damit ein sicherer Betrieb nicht mehr gewährleistet ist. Eine hohe Auslastung hat zwangsläufig Auswirkungen auf die Korrosionsanfälligkeit der Werkstoffe. Neue Materialien, Prozesse und Standorte – Stichwort: Offshore-Windanlagen – erfordern neue Korrosionsschutzkonzepte. Auch die äußeren Einflussfaktoren ändern sich, zum Beispiel infolge des Klimawandels: Extremwetterlagen mit Starkregen, Hagel und Sturm, höheren UV-Belastungen im Sommer und strengerem Frost im Winter erfordern mittelfristig neue Strategien zum Schutz unserer Infrastruktur.